30 Jahre Kunstverein Apolda

30 Jahre Kunstverein Apolda Avantgarde e.V.

Vor 30 Jahren am 22. Februar 1994 wurde in der Tiefgarage des ehemaligen Hotels „Holliday Inn“ in Apolda der Kunstverein Apolda Avantgarde gegründet.

Die Gründungsveranstaltung des Vereins war schon etwas ungewöhnlich und für manche Zeitgenossen und Mitbürger auch etwas skurril. Der Ort war bewusst gewählt. Etwa 20 bis 30 Gründungsmitglieder und Sympathisanten fanden sich in der ersten Tiefgarage Thüringens ein, die mit Piktogrammen künstlerisch ausgestaltet war.

Den Gründungsmitgliedern ging es vor allem damals darum, der Kreisstadt Apolda – angesichts der starken Nachbarn Weimar und Jena – mit regionalen und überregional bedeutenden Projekten zwischen Tradition und Avantgarde ein eigenes unverwechselbares Profil zu geben, die Lebensqualität und das Bildungsangebot in der Region zu verbessern und den Städtetourismus langfristig zu entwickeln. Darüber hinaus wollte man beweisen, dass eine Stadt keines Geburts- oder Sterbehauses großer Künstler bedarf, um ausgewählte Zielgruppen kulturell und touristisch erfolgreich überregional anzusprechen.

So mancher in Apolda, aber auch in anderen Thüringer Städten, hat über diese Gründungsveranstaltung und den dort postulierten Anspruch ungläubig gestaunt oder mitleidig gelächelt, weil man bis dahin Kunst und Apolda nicht unbedingt zusammenbringen konnte. Darüber hinaus war es eine Zeit, in der diese Region und die Stadt Apolda durch die erdbebenartigen wirtschaftlichen Umbrüche bis tief ins Mark getroffen wurden. Deshalb gab es natürlich angesichts einer Arbeitslosenrate von über 20% auch kritische Stimmen. Haben wir nichts Besseres zu tun, als in dieser wirtschaftlich angespannten Situation einen Kunstverein zu gründen?

Der Kunstverein Apolda Avantgarde hat in den 30 Jahren seines Bestehens durch seine verschiedenen regionalen bzw. überregionalen Projekte einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass die Stadt Apolda und der Kreis Weimarer Land kulturell und touristisch eine positive Entwicklung genommen haben.

Projekte, wie u.a. das Apoldaer Weltglockengeläut, das Feininger Schüler-Pleinair in Mellingen, das Sommerfest zum Goethegeburtstag in Bad Sulza, die Organisation einer Vielzahl von Kinderprojekten in Partnerschaft mit der Grundschule „Am Schötener Grund“ und der Universität Erfurt , die Gestaltung des Kreisels in der Jenaer Straße im Rahmen der LGS 2017 sowie die Kunstpause und die jährliche Kunstreisen haben das kulturelle Angebotsspektrum in der Region wesentlich erweitert, und das Vereinsleben bereichert.

Besonders mit der Übernahme der Trägerschaft über das Kunsthaus Apolda im Jahre 1995 und der Organisation von jährlich 2 eigenen Ausstellungsprojekten hat der Kunstverein bewiesen, dass er mit hohem Engagement, Gespür für die richtigen Ausstellungsprojekte und dem funktionierenden Netzwerk von Kunstverein, Landkreis und Kreisstadt, das Kunsthaus zu einem entscheidenden Imageträger der Kreisstadt Apolda und auch Thüringens entwickelt hat.

Große Jahresausstellungen des Landkreises und der Kreisstadt wie u.a. „Toulouse Lautrec“, „Alberto Giacometti“, „Feininger im Weimarer Land“, „Hermann Hesse“, „Camille Claudel“ und „Marc Chagall“, Projekte des Kunstvereins wie u.a. „Francisco de Goya“, „Reisen mit William Turner“, “Pablo Picasso“, „Helmut Newton“, „Andy Warhol“ ,“Albrecht Dürer“ und „Friedensreich Hundertwasser“, sowie spektakuläre Projekte im Rahmen des Designpreises wie u.a. „Wolfgang Joop“ und „Karl Lagerfeld“ haben dazu beigetragen, dass seit 1995 über 630.000 Besucher den Weg in die Thüringische Kreisstadt Apolda gefunden haben. Große Namen lassen sich, wenn es die finanziellen Mittel erlauben, überall zeigen: das Spezifikum des Kunsthauses ist es, dies in zeitlicher Folge bei gleichbleibendem qualitativem Anspruch über Jahre hinweg geleistet zu haben. Damit hat das Kunsthaus auch seinen hohen Stellenwert für die Kultur- und Tourismusentwicklung der Region unterstrichen. Viele Kunstinteressierte schätzen den besonderen Charakter des Kunsthauses mit sowohl großzügigen als auch intimen Räumen, die interessante Gestaltungsmöglichkeiten mit einem besonderen Kunstgenuss bieten.

Die erfolgreiche Entwicklungsgeschichte des Kunstvereins hat den damaligen verrückten Gründungsmitgliedern in der Tiefgarage Recht gegeben. Eine Region braucht nicht nur eine wirtschaftliche Entwicklung. Sie braucht auch Ideen, sie braucht Visionen, die den Menschen Hoffnung und Lebensmut geben. Wenn eine solche Idee Realität wird, dann sprechen wir von einem Traum, der in Erfüllung gegangen ist oder – wenn man so will – von einem kleinen Wunder.

Wenn dann dieses kleine Wunder nach 30 Jahren immer noch wirkt, wenn es heute zu einer guten Visitenkarte, zu einer Botschafterin einer Stadt und einer ganzen Region geworden ist, das mit seinen Projekten die Region kulturell bereichert und jährlich tausende Besucher nach Apolda lenkt, dann nennen wir das neudeutsch eine „Erfolgsstory“.

Der 30. Geburtstag ist ein guter Anlass, große Kunst zu feiern. Mit den Ausstellungsprojekten „Rembrandt-Meisterwerke der Radierkunst“, „Meret Oppenheim and Friends“ sowie „Carl Spitzweg und der rote Schirm“ präsentiert das Kunsthaus 3 Ausstellungsprojekte der Extraklasse. Sie versprechen eine interessante Entdeckungsreise durch die Kunstgeschichte, präsentieren wichtige Facetten der vielfältigen Kunst dieser Künstler und werden sicherlich wieder viele Kunstfreunde zu einem Besuch des Kunsthauses anregen.

Der 141 Mitglieder umfassende Kunstverein ist hinsichtlich seiner Struktur, des bestehenden Netzwerkes zwischen Kultur, Wirtschaft und Tourismus, der vielen Vereins- und Kinderprojekte sowie des bürgerlichen Engagements vieler Mitglieder gut für die Zukunft gerüstet.