Die Eröffnung des Kunsthauses wäre ohne die Gründung des Kunstvereins Apolda Avantgarde e. V. am 22.02.1994 als treibende kreative Kraft sowie der symbolischen Bereitstellung eines Umbauzuschusses von 100.000,00 DM durch den Kreistag des Kreises Weimarer Land nicht möglich gewesen. Gelder von Sponsoren, der Einsatz von ABM-Kräften der Arbeitsloseninitiative, die Einbeziehung von Auszubildenden des Apoldaer Bildungswerkes, unentgeltliche Leistungen vieler einheimischer Handwerksbetriebe ermöglichten es, die ehemalige Landratsvilla in nur knapp einem Jahr zu einem Kunsthaus umzubauen und ca. 1,2 Mio. DM an Wertschöpfung zu schaffen. Dabei wurde mit viel Fingerspitzengefühl versucht, der alten Fabrikantenvilla aus dem 20. Jahrhundert ihr ursprüngliches Ambiente wiederzugeben. Viele der eingesetzten Kräfte erfüllte es durchaus mit Stolz, die alte Landratsvilla in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuführen und zu einem Haus der Kunst umzubauen.
Am 7. Juni 1995 wurde mit der Ausstellung „Max Liebermann und Lovis Corinth“ das Kunsthaus Apolda Avantgarde eröffnet. Die Eröffnung war für die Kreisstadt Apolda und den Kreis Weimarer Land ein gesellschaftliches Ereignis und der Beginn einer Erfolgsstory, die bis heute tausende Besucher jährlich in die thüringische Kreisstadt führt.
Da das Haus keine Sammlungsbestände besitzt, hat man sich von vornherein auf die Zusammenarbeit mit externen Kuratoren, auf infrastrukturelle und personenbezogene Stärken des Kulturbetriebes konzentriert. Dieses Prinzip hat sich bewährt. Ein breites Netzwerk von Kuratoren, Leihgebern, Partnern und Sponsoren haben in den vergangenen 25 Jahren dem Kunsthaus Ikonen der Kunstgeschichte beschert, die mit Ausnahme von Feininger nichts mit der Region zu tun hatten.
Große Jahresausstellungen des Landkreises und der Kreisstadt wie beispielsweise „Toulouse Lautrec“, „Die Künstlerkolonie Worpswede“, „Alberto Giacometti“, „Feininger im Weimarer Land“, „Hermann Hesse“, „Camille Claudel“ und „Henri Matisse“ sowie Projekte des Kunstvereins wie u. a. „Francisco de Goya“, „Reisen mit William Turner“, “Pablo Picasso“, „Joan Miro“, „Helmut Newton“ „Andy Warhol“ und „Albrecht Dürer“, haben ebenso dazu beigetragen wie regionalbezogene Projekte des Landkreises zu Thüringer Künstlern wie „Otto Paetz“, „Otto Knöpfer“ und „Horst Sakulowski“ und die spektakulären Projekte im Rahmen des Designpreises „Wolfgang Joop“ und „Karl Lagerfeld“, dass seit 1995 über 600.000 Besucher den Weg in die Thüringische Kreisstadt Apolda gefunden haben.
Neben den Besuchern haben natürlich Fernsehbeiträge in der ARD, im ZDF und MDR sowie überregionale Artikel im Focus, der Süddeutschen Zeitung, der FAZ und den Thüringer Medien ein nicht zu unterschätzendes Marketing für die Region geleistet.
Den Protagonisten im damals wie heute rührigen Kunstverein Apolda Avantgarde e.V. ging es vor allem darum, der Kreisstadt Apolda – angesichts der starken Nachbarn Weimar und Jena – mit regionalen und überregional bedeutenden Ausstellungsprojekten ein eigenes unverwechselbares Profil zu geben, die Lebensqualität und das Bildungsangebot in der Region zu verbessern und den Städtetourismus langfristig zu entwickeln.
„So mancher in Apolda aber auch in anderen Thüringer Städten hat über die Eröffnung des Hauses und den damit postulierten Anspruch ungläubig gestaunt oder mitleidig gelächelt, weil man bis dahin Kunst und Apolda nicht unbedingt zusammenbringen konnte“ resümiert der Geschäftsführer des Kunstvereines, Hans Jürgen Giese. „Darüber hinaus war es eine Zeit, in der diese Region und die Stadt Apolda durch die erdbebenartigen wirtschaftlichen Umbrüche bis tief ins Mark getroffen wurden. Deshalb gab es natürlich bei einer Arbeitslosenrate von weit über 20 % auch kritische Stimmen. Haben wir nichts Besseres zu tun, als in dieser wirtschaftlich angespannten Situation ein Kunsthaus zu eröffnen?“
Die erfolgreiche Entwicklungsgeschichte des Kunsthauses hat den damaligen Protagonisten Recht gegeben. Das Kunsthaus hat sich in den 25 Jahren seit seiner Eröffnung zu einer festen Instanz in der Thüringer Kulturlandschaft entwickelt, dessen Renommee weit über die Grenzen Thüringens hinaus reicht. Unter Kunstkennern und -liebhabern genießt es durch seine qualitativ hochwertigen Ausstellungsprojekte und dem Charme des Hauses einen exzellenten Ruf. Es hat sich damit zu einer Botschafterin der Kreisstadt Apolda und des Weimarer Landes entwickelt, welches jährlich tausende Besucher nach Apolda und in die Region lenkt. „Unser Kunsthaus hat sich zu einen wirklichen Kunst Haus für viele Menschen der Region entwickelt, auf das viele Apoldaer mit Recht stolz sind.“ freut sich Hans Jürgen Giese.
Mit den Baumaßnahmen in den Jahren 1994 und 1995 konnten sicherlich nur wesentliche Umbauarbeiten im Kunsthaus durchgeführt werden. Die wachsenden Besucherzahlen und die hochwertigen Leihgaben aus staatlichen Museen und von privaten Leihgebern erfordern bis heute jährliche Investitionen, um den ständig steigenden Anforderungen vor allem für Beleuchtung, Klima und Sicherheit gerecht zu werden, wobei immer darauf geachtet wurde, dem Haus sein historisches Ambiente zu erhalten. Entscheidende Grundlage für den bisherigen und auch für den zukünftigen Erfolg ist das funktionierende Netzwerk zwischen Landkreis, Kreisstadt und Kunstverein, das fernab jeglicher Egoismen reibungslos funktioniert. Die Planungen der Ausstellungsprojekte reichen bis ins Jahr 2023 und die Kunstfreunde aus nah und fern können sich jetzt schon auf interessante Ausstellungen freuen.
Das Kunsthaus ist immer eine Reise nach Apolda wert.