Apolda, 15.03.2020
Kunsthaus schließt bis 24.04.2020
Aufgrund der verschärften Maßnahmen der Thüringer Landesregierung zur Bekämpfung des Corona-Virus wird das Kunsthaus Apolda Avantgarde bis zum 24.04.2020 geschlossen.Die gegenwärtige Dürer-Ausstellung, die mit 10.400 Besuchern jetzt schon die Erwartungen der Veranstalter weit übertroffen hat und sich bis Ostern sicherlich zu einer der erfolgreichsten Ausstellungen in der Vereinsgeschichte entwickelt hätte, wurde am Sonntag vorzeitig beendet.
Für den Geschäftsführer des Kunstvereins Hans Jürgen Giese ist dies eine schmerzliche aber auch notwendige Entscheidung.Bleiben Sie gesund – wir hoffen, Sie im April wieder bei uns begrüßen zu können.
12.01. – 13.04.2020
Albrecht Dürer
Meisterwerke der Renaissance
Albrecht Dürer (1471Nürnberg -1528 ebenda) zählt zu den genialsten Künstlern der Renaissance. Dem außergewöhnlich umfangreichen Sammlungsbestand der österreichischen Zisterzienserabtei Stift Stams ist die Präsentation von über 100 Holzschnitten und Kupferstichen zu verdanken, die aufgrund ihrer Ausdruckskraft und Perfektion zu den Meisterwerken der Kunstgeschichte gehören.
Die Ausstellung veranschaulicht Albrecht Dürers herausragende künstlerische Bedeutung vor dem biographischen und gesellschaftspolitischen Hintergrund. Die Grundlagen für die unübertroffene Feinheit seiner Linienführung bildete die Lehre als Goldschmied in der Nürnberger Werkstatt seines Vaters. Dieses diffizile, akkurate Handwerk und die Zeichenfertigkeit für dreidimensionale Goldschmiedeobjekte schärften seinen Blick für Detail und Plastizität. So vereinten sich kongenial seine biographischen Voraussetzungen mit der geistigen Strömung der Zeit. Die vom Humanismus geprägte Heimatstadt Nürnberg sowie die beiden Reisen nach Italien – dem Mutterland der Renaissance – bilden den Nährboden für seine neuzeitlich künstlerische Auffassung.
Die Epoche der Renaissance, die sich auf den antiken Geist zurück besann, stellte den Menschen als Individuum in den Mittelpunkt – die mystisch-geistig orientierte Formensprache des Mittelalters wurde abgelöst von einem weltlichen, mathematisch-wissenschaftlichen Ordnungsprinzip. Die Studien antiker Vorbilder warf die Frage nach dem Wesen der Schönheit auf, die man in der Darstellung des menschlichen Körpers mit idealen Maßen und Proportionen verwirklicht sah. Diese wissenschaftliche Erfassung des Menschen fand seinen Niederschlag in Albrecht Dürers theoretischer Schrift „Vier Bücher von menschlicher Proportion“.
1495 gründete Albrecht Dürer seine eigene Werkstatt in Nürnberg. Gleich in den ersten Jahren spezialisierte er sich auf druckgrafische Arbeiten – Holzschnitte und Kupferstiche – , weil er mit dieser reproduzierbaren Technik einen schnelleren wirtschaftlichen Erfolg erzielen konnte. Durch Albrecht Dürer erhielt die Linie in der Druckgrafik erstmals einen Tonwert. Dunklere Partien wurden eingeführt, von denen sich Helleres als plastische Form abheben konnte. Mit dieser Schwarz-Weiß-Technik erzielte der Künstler Effekte, die man bisher nur in der Malerei zu erreichen wusste: Körperlichkeit, Bewegung, Perspektive, Licht und Schatten werden nun ohne modellierende Farbe nur mit linearen Mitteln zur Anschauung gebracht.
Mit großer Einfühlsamkeit beschrieb Dürer in seinen Druckgrafiken alltägliche, biblische sowie mythologische Szenen, die in der Ausstellung thematisch gegliedert werden:
- Altes Testament
- Marienleben
- Apokalypse
- Große Passion
- Heiligenlegenden
- Apostelfolge
- Mythologien
- Volksleben
- Tierwelten
- Historienbilder
- Einzelstudien
Hervorzuheben sind die drei Holzschnittfolgen, die als die „Drei Grossen Bücher“ bezeichnet wurden: in der Bildfolge „Apokalypse“ zeichnete Dürer die Weltsicht seiner Zeit, die geprägt war von der Erwartung des Weltuntergangs. In Kontrast hierzu steht das „Marienleben“: diese Folge strahlt Innigkeit und Volksnähe aus. Für Dürer, als tief religiöser Mensch, war die „Passion“ Christi ein wichtiges Thema, die er in einer großen und kleinen Passions-Folge darstellte.
In der Ausstellung wird zudem die „Ehrenpforte“ Kaiser Maximilians I. präsentiert, die den Stammbaum sowie die Geschichte der Habsburger verherrlicht. Höhepunkt der Ausstellung sind die berühmten Blätter, in denen Dürers meisterhafte Darstellung des Lichtes sowie seine Beherrschung der Perspektive und Proportion zum Ausdruck kommt: „Der heilige Hieronymus im Gehäuse“, „Adam und Eva“ und „Die Melancholie“.
Albrecht Dürer erlangte schon zu Lebzeiten hohen Ruhm. Der Zeitgenosse Erasmus von Rotterdam, Humanist und Theologe, bemerkte: „Albrecht Dürers Größe liegt darin, dass er nur mit den Mitteln des Schwarz-Weiß der Grafik die farbige Malerei des Apelles, des berühmten Malers der Antike, übertreffe. Dürer sei damit in der Lage, Blitze, Donner, Wolken, Feuer und Nebel, sogar die seelische Verfassung und die Charaktere der Menschen zu schildern.“ Die Ausstellung gewährt Einblick in das reiche Schaffen des genialen Künstlers. Sein Werk wird eingebettet in den gesellschaftspolitischen Hintergrund, der zu einem neuen Zeitgeist und wissenschaftsorientierten Ansatz des Künstlers führte. Dürers außergewöhnliches Schaffen steht eng in Zusammenhang mit seiner Geburtsstadt Nürnberg als europäische Handelsmetropole.
Veranstalter: Kunstverein Apolda Avantgarde e. V. & Kreisstadt Apolda in Kooperation mit dem Stift Stams, Zisterzienserabtei, unter der Schirmherrschaft des Bischofes Dr. Ulrich Neymeyr des Bistums Erfurt.
Kuratorin: Susanne Flesche, Kunsthistorikerin
Neu!!!
Audioguide für Kinder
Der Kunstverein Apolda Avantgarde bietet den Besuchern der aktuellen Ausstellung „Albrecht Dürer – Meisterwerke der Renaissance“ neben dem Audioguide zur Führung erstmals einen Audioguide, speziell für Kinder entwickelt, an. Familien, Schulklassen oder Kindergartengruppen erwarten kindgerechte Erklärungen zu den Kunstwerken und das Angebot, während der Audio-Führung kreativ künstlerisch zu arbeiten.
Werke Albrecht Dürer
Begleitprogramm
DO — 23.01.2020 — 19 Uhr
Gesprächsvortrag – „Albrecht Dürer oder warum wir Universalgenies benötigen. Eine Reise durch sein Leben und unsere Gegenwart.“
Dr. Klaus-Rüdiger Mai, Dürer-Biograph
Publikumsgespräch, moderiert von Willi Wild, Chefredakteur, Mitteldeutsche Kirchenzeitung „Glaube+Heimat“
Musikalische Begleitung: Elisabeth Maria Wild, Violine
DO — 06.02.2020 — 19 Uhr
Vortrag – „Ein Schrecken ohne Ende oder ein Ende mit Schrecken“
Prof. Dr. Dr. Thomas Johann Bauer, Universität Erfurt
Musikalische Begleitung: Kai Gronemeyer, Cello
SO — 09.02.2020 — 12 Uhr
Dialogische Führung – „Kunst und Bibel“
mit Rüdiger Bahr-Liebeskind und Diakon Daniel Pomm
DO — 05.03.2020 — 19 Uhr
Vortrag – „Aus der Karriere einer Gottesmutter. Dürers Maria neu betrachtet.“
Dr. Gregor Heidbrink, Superintendent, Ev.-Luth. Kirchenkreis Apolda-Buttstädt
Musikalische Begleitung: Vokalkreis Apolda (Leitung Kreiskantor Mike Nych), Chorwerke aus Nürnberg, frühes 16. Jahrhundert
SO — 08.03.2020 — 12 Uhr
Dialogische Führung – „Kunst und Bibel“
mit Rüdiger Bahr-Liebeskind und Diakon Daniel Pomm
DO — 02.04.2020 — 19 Uhr
Vortrag – „Ironie und Parodie im druckgraphischen Werk Dürers, bei dem u. a. auch der ‚Hieronymus im Gehäus‘ eine Rolle spielt.“
Dr. Thomas Schauerte, Direktor der Museen der Stadt Aschaffenburg
Musikalische Begleitung: Bläserensemble an der Herderkirche, Weimar (Renaissance-Musik von H.-L. Haßler bis C. Monteverdi)
Die Begleitveranstaltungen werden präsentiert von der Mitteldeutschen Kirchenzeitung „Glaube+Heimat“, dem Katholischen Forum des Bistums Erfurt und dem Ev.-Luth. Kirchenkreis Apolda-Buttstädt.
Der Eintrittspreis für den Besuch der Ausstellung plus Begleitprogramm-Veranstaltung beträgt regulär 8 €. Er ist einmalig zu entrichten. Für den Besuch jeder weiteren Begleitveranstaltung bezahlen Sie nach Vorlage der Begleitveranstaltungs-Eintrittskarte nur noch 5 €. Ausnahmen
KUNSTHAUS APOLDA AVANTGARDE
Bahnhofstraße 42, 99510 Apolda
Telefon 03644 / 515364
Telefax 03644 / 515365
www.kunsthausapolda.de
info@kunsthausapolda.de
ÖFFNUNGSZEITEN
Dienstag – Sonntag 10 bis 17 Uhr
Führungen nach telefonischer Voranmeldung
EINTRITTSPREISE
Erwachsene 6,- Euro
Ermäßigt 5,- Euro
Familienkarte 12,- Euro
Schulklassen Eintritt frei
Hinweise zu Parkmöglichkeiten
Rund um’s Kunsthaus gibt es nur eingeschränkte Parkmöglichkeiten. Falls alle Parkplätze besetzt sein sollten, weichen Sie bitte auf den Park & Ride-Parkplatz am Bahnhof (Zufahrt über Sulzaer Straße) oder das Parkhaus an der Stadthalle (ausgeschildert) aus. Zu Fuß sind es jeweils ca. 5 Minuten bis zum Kunsthaus.
ACHTUNG!
Auf Grund des großen Andrangs können wir in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt und der Stadt Apolda an den WOCHENENDEN weitere Parkplätze zur Verfügung stellen:
- Parkplatz direkt links vor dem Kunsthaus.
- Parkplatz oberhalb des Kunsthauses, Zufahrt über Herderstraße/Brandesstraße. Ein Fußweg führt direkt zum Kunsthaus.
- Parkplatz des Landratsamtes Weimarer Land, Schranke ist offen, Parken ist kostenlos.