15. Januar bis 26. März 2017
JESUS RELOADED
Das Christusbild im 20. Jahrhundert
Werke der Sammlung Christliche Kunst Wittenberg
Baselitz / Baumeister / Beckmann / Beuys / Chagall / Dix / Ensor / Gauguin / Grieshaber / Grosz / Haring / Heisig / Kokoschka / Manet/ Nolde / Pechstein / Picasso / Rauschenberg / Redon / Schmidt-Rottluff / Tübke
Seit fast 2000 Jahren ist die Kunst des Abendlandes eng mit dem Bild Christi verknüpft. Doch im Laufe der Jahrhunderte änderte sich das Christusbild im gleichen Maße, in dem sich die christliche Gesellschaft und die Bildsprache der Kunst entwickelten. Vor allem im wissenschaftlich geprägten 19. und im von Kriegen und Verfolgung geprägten 20. Jahrhundert widmeten sich viele Künstler erneut dem Christusbild. Sie entwickelten neue, individuelle Ansätze, die Christus und den Menschen im Spannungsfeld zwischen Spiritualität und moderner Massengesellschaft zeigen.
In Kreuzigungsszenen, Antlitzdarstellungen und mehrteiligen Passionszyklen griffen die Künstler der Moderne das Christusmotiv mit einer erstaunlichen Häufigkeit und in frappierend unterschiedlichen Deutungsmöglichkeiten auf. Besonders nach dem traumatischen Erlebnis des Ersten Weltkrieges mit seinen verheerenden Materialschlachten erlebte das Christusbild eine radikale Umdeutung, indem sich etwa Max Beckmann, Max Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff und Otto Dix biblischen Motiven zuwandten, um das Trauma der Kriegserfahrungen zu überwinden. Andere Künstler eröffneten eine eindeutig politische Position, etwa George Grosz und ein halbes Jahrhundert später Fritz Cremer und Bernhard Heisig, die anhand der Christusfigur den Missbrauch der Religion für politische Zwecke anklagten.
Nach der Nazi-Diktatur und dem Zweiten Weltkrieg verlangten Schuld und persönliche Erschütterungen nach einer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit: HAP Grieshaber schuf einen Zyklus zur Versöhnung mit den polnischen Opfern der Nazis, der Berliner Kurt Mühlenhaupt konnte seine Kriegserlebnisse nur durch einen Passionszyklus aufarbeiten und Joseph Beuys stellte ein allumfassendes Konzept auf, in dem die Kunst die direkte, versöhnende und verbindende Funktion im sozialen Leben übernehmen sollte. Überdies spiegelt das Christusbild die Suche nach einer neuen Bildsprache und nach einer neuen Sinngebung im menschlichen Dasein wider.