16.05. – 26.07.2020
POP ART England/USA
Corona-„Spielregeln“
- Gemäß Corona-Prophylaxe dürfen sich nur maximal 40 Besucher mit Mundschutz im Haus aufhalten, so dass der Zugang reguliert wird.
- Verzichtet wird bei der Pop Art-Ausstellung sowohl auf eine Vernissage als auch auf Begleitveranstaltungen.
- Führungen sowie die Ausgabe von Audio-Guides werden ebenfalls entfallen.
- Zudem werden Schutzwände fürs Personal im Kassenbereich errichtet, Handläufe und Türklinken werden stündlich desinfiziert, Gesichtsmasken ans Personal ausgegeben und Hinweisschilder aufgestellt.
- Wir bitten um Verständnis, dass wir entsprechend der Verordnung bezüglich der Eindämmung des Corona-Virus SARS-CoV-2 (vom 9. Juni 2020) zur Kontaktnachverfolgung verpflichtet sind und aus diesem Grund von jeder Besucherin / jedem Besucher bzw. jeder Familie die Kontaktdaten erfassen.
VIELEN DANK FÜR IHR VERSTÄNDNIS!
Pop Art: England / USA versammelt die Ikonen der Pop Art – Peter Blake, Richard Hamilton, David Hockney, Allen Jones, Alex Katz, Roy Lichtenstein, Mel Ramos, Andy Warhol und Tom Wesselmann – in einem spannenden Dialog von 80 Werken.
Ende der 1950er Jahre entwickelte sich die Pop Art parallel auf beiden Seiten des Atlantiks und gilt bis heute als letzter Stilwechsel der Kunstgeschichte. Diese, auf unmittelbare Aussage zielende gegenständliche Kunst, stand im programmatischen Kontrast zu den führenden Stilen des abstrakten Expressionismus und des Informel und wurde letztlich zur dominierenden Kunstrichtung der 1960er Jahre. Ihre Vertreter haben durch ihr Engagement spätere Generationen beeinflusst und sind bis in die Gegenwart als zentrale Figuren anerkannt. Die Pop Art nahm radikal Einfluss auf Kunst, Design, Architektur und Mode und prägt noch heute unser ästhetisches Empfinden.
In den Werken der Pop Art-Künstler klingt deren massentaugliche Konsumierbarkeit sowie eine Neubestimmung des Kunstbegriffs an. „Pop Art“ leitet sich von „popular“ für „volkstümlich“ ab, kann jedoch auch als „pop“ für „Knall“ verstanden werden. Kein anderer Stil ist so radikal und zugleich als Massenphänomen mit dem Alltagsleben ganzer Gesellschaften verbunden. Dabei hat die Pop Art keinen einheitlichen Stil, sondern ist, unmittelbar einhergehend mit dem Aufkommen der Hippie-Bewegung, Ausdruck eines urbanen Lifestyles der jungen Generation der westlichen Industrienationen.
Die englische Variante entwickelte sich aus der Konfrontation der durch Sparsamkeit und Konsumverzicht geprägten Nachkriegsära mit der Einfuhr von Massenmedien und Konsumgütern amerikanischer Herkunft.
Als einer der ersten Künstler verarbeitete Richard Hamilton (1922-2011) diesen Konsumdruck auf ironische Weise. In seinen Collagen aus Fotografien, Plakaten und Reklame karikierte er den american way of life, der aus europäischer Sicht auf Körperkult, Konsumstreben und flacher Unterhaltung basierte. Durch das Kombinieren von Ausschnitten aus frei zugänglichen Bildquellen in Werbung und Zeitschriften konnte das Anliegen Hamiltons, lediglich ein Spiegel der Massenmedien-Kultur zu sein, verdeutlicht werden.
Peter Blake (*1932) hat dieses Stilmittel in seinen Bildkompositionen von Musikern und Filmstars zum Einsatz gebracht und bis zur Imitation weitergeführt: So entstehen gemalte Collagen, vergrößerte, gemalte Postkartenmotive und malerische Adaptionen von Postern. Das Spiel mit der Oberfläche ist typisch für die Pop Art.
David Hockney (*1937) ist bekannt für seine blauen Poolbilder, die in ihrer Farbigkeit die Sonnenseite des kalifornischen Lebens einfangen. Seine intim inszenierten Szenen strahlen auf den zweiten Blick eine kühle Distanz aus, die den inhaltsleeren Illusionismus der Bildszenen offenbart und die Schattenseiten konsumgeprägter Luxuswelten aufgreift.
Allen Jones (*1937) zieht seine Inspiration aus den urbanen Gesellschaften. Die dargestellten Frauen setzt er in ein Spannungsverhältnis zwischen Figuration und gestischer Abstraktion. Dabei nutzt er die visuelle Sprache sanfter Erotik, die bis zu einer fetischistischen Überreizung reicht. Diese provozierende Bildsprache richtete er gegen die Engstirnigkeit konservativer Landsleute.
Die Pop Art in den USA fußt auf dem erwachten Selbstbewusstsein der amerikanischen gegenüber der europäischen Kunst und ist das Ergebnis der Suche nach einer neuen Ausdrucksform in einer aggressiven, von „popular culture“ geprägten Gesellschaft. Die sozialen Umbrüche der 1960er Jahre, in denen sich der „Amerikanismus“, bestehend aus Fortschrittsglauben, Massenmedien und Hollywood-Star-System, global ausdehnte, machten die USA zur kulturellen Weltmacht. New York war das Zentrum und dortige Künstler machten die Trivialisierung der Kunst zur Strategie, um die Utopie dieser Zeit, den „American Dream“, zu entlarven. Die Künstler wollten Konventionen brechen und die Grenze zwischen Unterhaltungs- und Hochkultur auflösen. Motive fanden sie in der Werbung, der Klatschpresse und in Filmen. Alles, was dem Massengeschmack gefiel, wurde künstlerisch verarbeitet: Coca-Cola, Blondinen, Autos, Swimming-Pools, Zigaretten… Als banal konnotierte Alltagsgegenstände wurden aus ihrem ursprünglichen Kontext isoliert und mit einem neuen Bedeutungsgehalt zur Kunst erhoben. Jedoch mit einer subversiven Kritik an Kommerz und Konsum, Sexismus und Oberflächlichkeit.
Andy Warhol (1928-1987) überführte das Prinzip der seriellen Reihung, als beliebte Darstellungsform, in seiner „Factory“ direkt auf den Herstellungsprozess selbst, indem er in Fließbandarbeit seine Werke in industrieller Massenproduktion fertigen ließ. Zugleich stellte er die gültigen Kriterien, was ein Kunstwerk sei in Frage.
Roy Lichtenstein (1923-1997) greift in seinen farbkräftigen, aber subtilen Bildern die Ästhetik der Werbung und Comics auf. Er kritisierte in dieser Verbindung die Abgehobenheit der Kunst vom alltäglichen und konsumgeprägten Leben. Die Technik der „Punktierung“ entwickelt er aus der Rastermethode industrieller Illustrationen, die den Farbeinsatz minimiert, ohne die Wirkung zu reduzieren und den oberflächlichen Schein zu mindern.
Diese plakative Ästhetik findet sich auch in den überlebensgroßen Porträts von Alex Katz (*1927), die in ihrer vereinfachten, flächenhaften, schablonenartigen Gestaltung, Gesichtsausdrücke aufs Wesentliche reduziert und Details verschweigt. Dabei bedient sich der Maler der Filmsprache und kommt seinen Figuren und Objekten in „Close Ups“ unmittelbar nahe.
Die Anlehnung an die Plakatmalerei findet sich ebenso bei Tom Wesselmann (1931-2004). Die farbstarken Collagen versinnbildlichen in ihrer Übergröße und Kollision mit der sexuellen Emblematik des weiblichen Körpers die Hochphase amerikanischer Konsumästhetik.
Mel Ramos (1935-2018) positionierte nackte Hollywoodstars in erotischen, vulgär anmutenden Haltungen auf Konsumgütern und thematisierte die grundlegende Marketingstrategie des: „Sex sells“. Gegenwärtig bleibt die Ironie, mit der er dieses Kalkül der Werbebranche, zitierend bloß stellt.
Die Künstler der Pop Art erkannten früh, dass die Massenmedien zu einem Wirklichkeitsverlust führen. Sie wollten aufzeigen, dass ein schleichender Prozess begonnen hat, in dem die Bilder behaupten, wirklicher zu sein als die Realität. Dieser Gedanke erhält vor dem aktuellen Diskurs um fake news und der Vermassung der Bilder durch social media eine erhebliche Brisanz. Das Gedankengut dieser radikalen Kunstbewegung ist gegenwärtiger denn je.
Bildergalerie
KUNSTHAUS APOLDA AVANTGARDE
Bahnhofstraße 42, 99510 Apolda
Telefon 03644 / 515364
Telefax 03644 / 515365
www.kunsthausapolda.de
info@kunsthausapolda.de
ÖFFNUNGSZEITEN
Dienstag – Sonntag 10 bis 17 Uhr
Führungen nach telefonischer Voranmeldung
EINTRITTSPREISE
Erwachsene 6,- Euro
Ermäßigt 5,- Euro
Familienkarte 12,- Euro
Schulklassen Eintritt frei
Rede Hans Jürgen Giese, Geschäftsführer Kunstverein Apolda Avantgarde zum Pressegespräch Ausstellung „POP ART ENGLAND/USA“ am 15.05.2020
Das Kunsthaus Apolda Avantgarde ist mit der Ausstellung „Albrecht Dürer – Meisterwerke der Renaissance“ erfolgreich in das Ausstellungsjahr 2020 gestartet. Obwohl die Ausstellung vier Wochen vor offiziellem Ausstellungsende, bedingt durch die Corona Einschränkungen, schon am 14.03.2020 geschlossen wurde, hat sie mit 10.381 Besuchern die Erwartungen des Kunstvereins weit übertroffen. Man kann sich gut vorstellen, welch enorme Besucherzahlen bis Ostermontag noch entstanden wären. Die Werke sind inzwischen nach Österreich zurückgeführt und vom Leihgeber als Dauerleihgabe dem Tiroler Landesmuseum Hall übergeben wurden.
Die heute zu eröffnende Ausstellung hat eine lange Vorgeschichte.
Im Frühjahr 2018 besuchte mich der Galerist und Sammler Thomas Levy aus Hamburg, der, über die von ihm geführte Artoma Kunst- und Kulturmanagement Gesellschaft, Zugriff zu verschiedenen Sammlungen und Künstlernachlässen besitzt, aus denen er Ausstellungsprojekte für Museen und Kunsthäuser kuratiert. Von den damals vorgeschlagenen Ausstellungen hatten wir uns schnell verständigt, im Jahre 2020 mit POP ART ENGLAND/USA an die erfolgreiche Andy Warhol Ausstellung im Jahr 2018 anzuknüpfen und ein erstes gemeinsames Projekt im Kunsthaus Apolda Avantgarde durchzuführen. Seitdem hat Thomas Levy mit seinem Team an dem Projekt gearbeitet und über 120 Leihgaben aus verschiedenen Sammlungen und von privaten Leihgebern zusammengetragen.
Dass die Ausstellung überhaupt gezeigt werden kann, liegt an einer klugen strategischen Abstimmung mit dem Landkreis. Da wir für das Projekt schon erhebliche finanzielle Mittel verausgabt hatten und es nicht klar war, wann die Museen überhaupt wieder geöffnet werden können, hat der Landkreis entschieden, sein Projekt Erich Heckel auf 2022 zu verschieben um damit für POP Art ein größeres Zeitfenster zu schaffen. Aus heutiger Sicht eine weise Entscheidung. Dadurch wird es uns auch ermöglicht, im August das Haus zu schließen und den Flur sowie Kassenbereich im Erdgeschoss grundhaft zu sanieren, so dass zur Chagall-Ausstellung im September das Kunsthaus die Besucher im neuen Glanz empfangen kann.
Die neue Ausstellung versammelt die Ikonen der POP ART: Richard Hamilton, Peter Blake, David Hockney, Allen Jones, Alex Katz, Roy Lichtenstein, Mel Ramos, Andy Warhol und Tom Wesselmann – und offenbart in einem spannungsvollen Dialog den regen künstlerischen Austausch zwischen England und den USA in der Nachkriegszeit. Ende der 1950er-Jahre entwickelte sich die Pop Art nahezu parallel auf beiden Seiten des Atlantiks und gilt bis heute als letzter epochaler Stilwechsel der Kunstgeschichte. Ihre Vertreter haben durch ihr frühes radikales Engagement nachfolgende Generationen von Künstlern beeinflusst und sich bis in die Gegenwart als zentrale Figuren der Kunstszene positioniert. Die Pop Art nahm maßgeblichen Einfluss auf Kunst, Design, Architektur und Mode und prägt noch heute unsere Vorstellung von Ästhetik. Kein anderer Stil ist derart radikal und zugleich als Massenphänomen mit dem Alltagsleben ganzer Gesellschaften und Generationen verbunden.
Den Pop Art-Künstlern ging es dabei darum, Konventionen zu brechen und bewusst die Grenze zwischen Unterhaltungs- und Hochkultur aufzulösen. Motive für ihre Kunst fanden sie in der Werbung, der Klatschpresse, in Filmen und in Comics. Obwohl in dieser Ausstellung nicht präsentiert, lohnt es sich, auf die gegenseitige Befruchtung von Pop- und Rockmusik sowie Bildender Kunst in dieser Zeit hinzuweisen. Am ehesten erkennt man dies an Plattencovern. Nachdem der junge amerikanische Designer Alex Steinweiss 1940 für die Firma Columbia das erste Mal eine farbig gestaltete Hülle für eine Schelllackplatte entwarf, entwickelte sich sehr schnell eine eigenständige Kunstform, die durch Künstler wie Andy Warhol, Peter Blake, Richard Hamilton, Jim Dine, Jeff Koons oder Keith Haring international hohe Anerkennung fand.
Etliche Schallplatten sind selbst zu Ikonen des 20. Jahrhunderts geworden:
- das berühmte Cover für Velvet Underground mit der stilisierten gelben Banane auf weißem Grund und Sticky Fingers der Rolling Stones von Andy Warhol,
- das Cover für das 1968 erschienene „White Album“ der Beatles von Richard Hamilton oder
- das Cover des englischen Pop Art-Künstlers Peter Blake für das Beatles-Album „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“, desssen Bildmotiv im EG zu sehen ist.
Im Namen des Kunstvereins Apolda Avantgarde bedanke ich mich bei Herrn Levy für die unkomplizierte Zusammenarbeit und die professionelle Unterstützung bei der Auswahl und Bereitstellung der Leihgaben. Wir sind uns darüber einig, die Zusammenarbeit in den nächsten Jahren fortzuführen. Ich darf Sie darüber informieren, dass vom 1.5. – 3.7.2022 die Ausstellung „Meret Oppenheim and Friends“ aus der Sammlung von Herrn Levy im Kunsthaus präsentiert wird.
Mein Dank geht besonders an Herrn Wagner und Herrn Galander von der VR Bank Weimar e.G., für die bedeutende finanzielle Unterstützung des Ausstellungsprojektes und die Fortführung einer seit Jahren gelebten Partnerschaft, die uns schon viele interessante Ausstellungsprojekte ermöglicht hat. Besonders in solchen schwierigen Zeiten, wie wir sie gegenwärtig auch für die Kultur erleben, ist es von existenzieller Bedeutung, solche zuverlässigen Partner zu besitzen. Mein weiterer Dank gilt der Kulturstiftung des Freistaats Thüringen, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der Energieversorgung Apolda GmbH für die finanzielle Unterstützung des Projektes.
Natürlich wird diese Ausstellung auch von den Einschränkungen der Corona Krise geprägt. Dazu gehören die Streichung von Vernissage, Begleitveranstaltungen, Führungen und Audio Guide, Zutrittsbeschränkungen von max. 40 Personen für das Haus, Installation von Spuckschutz an den beiden Kassen, Abstandsmarkierungen, Mundschutzpflicht für Besucher und Personal u.a.m. Wir bitten um Verständnis, dass wir entsprechend der Verordnung bezüglich der Eindämmung des Corona-Virus SARS-CoV-2 (vom 9. Juni 2020) zur Kontaktnachverfolgung verpflichtet sind und aus diesem Grund von jeder Besucherin / jedem Besucher bzw. jeder Familie die Kontaktdaten erfassen.
Mein Dank geht in diesem Zusammenhang auch an Frau Leisner und das Team des Kunsthauses, die diese Ausstellung unter ungewohnten Bedingungen perfekt vorbereitet haben. Für die Ausstellung haben wir über 5.000 Besucher geplant. Es ist natürlich überhaupt nicht einzuschätzen, wie sich die Einschränkungen auf die Besucherfrequenz auswirken werden. Wir sind ein großes Wagnis eigegangen und hoffen natürlich, dass uns die Besucher mit ihrem Besuch die Treue halten und uns dafür belohnen werden.